In Deutschland führender und international tätiger Online-Anbieter ist insolvent – die abgezockten Kundengelder wohl verloren.
Liebe Skipper,
es war vorherzusehen, aber man durfte darüber nicht schreiben, um nicht Gefahr zu laufen beschuldigt zu werden, dass dies die Ursache für die Pleite sei. Eines sollte mit dieser Insolvenz jedoch klar werden: Die “Marketingidee” zu Preisen anzubieten, die die Kosten nicht decken, führt letzlich zu dem, was wir hier sehen und auch bereits in der Vergangenheit immer wieder erfahren haben. Lesen Sie hierzu den Artikel der yacht: Mehr erfahren…Lesen ↗
Dies gilt sowohl für Online-Anbieter als auch für Charter-Provider. Wir können daher unseren Kunden nur raten sich von zu großspuriger Werbung und Angeboten von 25.000 oder gar 40.000 Yachten und mehr nicht blenden zu lassen. Angebote welche mitunter über Briefkastenfirmen in Berlin laufen, wie wir wiederholt feststellen.
Preise, die für das selbe Schiff, möglicherweise beim selben Vercharterer, außerhalb des Marktes liegen, sollten deshalb mit Vorsicht betrachtet werden. Pflegen Sie, wenn möglich, direkt Rücksprache beim Flottenbetreiber vor Ort. Uns liegen nämlich auch neben dem Fall Zizoo viele andere, ähnliche Erfahrungen vor, wo die Schiffe zwar bezahlt, aber durch die Agentur nicht gebucht waren und der Kunde günstigstenfalls die ganzen Charterkosten vor Ort noch einmal bezahlen musste. Ungünstigenfalls aber das Schiff bereits anders verchartert war (wir informierten darüber über den jüngsten Fall der Insolvenz von Myboatrent). Unsere ersten Erfahrungen machten wir mit dem Billiganbieter BluBalu, einer Pleite bei der über sieben hundert Kunden vorerst Ihre Geld verloren, letztlich aber glücklicherweise über YACHT-POOL versichert waren.
Leider sind da auch oft die jeweiligen Bewertungsportale keine wirkliche Hilfe. Die Bewertungen sind anfangs meist gut, bis das Kind so gut wie im Brunnen liegt. Geht der Firma das Geld aus, werden die Bewertungen plötzlich schlecht – dann ist es aber meistens bereits zu spät!
Beispiele wie diese zeigen die angewandte Masche:
Zu gut um wahr zu sein
Vorsicht ist auch geboten, wenn genau das Schiff für das Sie eine Option haben plötzlich von einer anderen Online-Agentur zu einem Superpreis angeboten wird, weil uns Fälle bekannt sind, wo in der bestehenden Datenbank auf diese Optionen zugegriffen wird. Eine höchst fragliche Geschäftspraxis, die für jeden Skipper eine erste ernste Warnung sein sollte! Denn, was sich für den Uninformierten als Schnäpchen darstellt, kann ziemlich ins Auge gehen.
Ein tieferes Problem liegt aber bei all diesen Fällen auch bei den Investoren von Online-Agenturen, denen von den Initiatoren Visionen von traumhaften Gewinnchancen geschildert werden, mit Vergleichen mit Giganten wie airbnb, Uber oder den allseits bekannten Online-Hotelbuchungsplattformen. Natürlich müssen in deren Logik dann vorher große Verluste in Kauf genommen werden, um Wachstum zu erzielen und Marktanteile zu gewinnen. In dieser Phase kann man dann unbedarfte Investoren bei der Stange halten und ihnen Verluste als künftige Gewinne verkaufen. Jedoch ist es immer nur eine Frage der Zeit bis die Wahrheit einem einen Strich durch die Rechnung macht.
Dass Investoren in diesem Bereich einen für Insider oft so unverständlichen Optimismus an den Tag legen, hat oft nicht nur mit betriebswirtschaftlicher Naivität zu tun, sondern auch viel mit dem Hintergrund der Investition, wo es eben um so traumhafte Dinge wie das Segeln und Yachten geht.
Nicht selten stehen die Investoren oder deren Berater in ihrer Freizeit auch selbst mit dem Segeln in Verbindung, wo sich Hobby mit kaufmännischem Denken vermischen. Aus unserer Beobachtung des Marktes ist das auch der Grund warum dies nicht die letzte Online-Agentur sein wird bei denen Investoren Geld verlieren werden, wenn sie zwischen Hobby und Business keine scharfe Trennlinie ziehen.
Ein weiteres Problem dabei ist aber auch, dass unter diesen Fehlinvestitionen solide arbeitende Firmen, die ihre täglichen Kosten durch tägliche Einnahmen finanzieren müssen, enorm leiden. Vor allem, wenn ihr Atem nicht lang genug ist diesem ungleichen Kampf Paroli zu bieten. Das könnte natürlich theoretisch auch die Langzeitstrategie der Investoren sein. Jedoch blieb es nur bei der Theorie der Initiatoren, denn der Markt tickt anders.
Das Ergebnis zeigt die vielen Erfahrungen der Praxis. Das ist nur nicht immer so offenkundig und gehrt nicht immer durch die Presse, weil die Liquidationen mitunter stillschweigend erfolgen, wobei solche Firmen dann zu einem Spotpreis an einen neuen Investor weiter verkauft werden, der z. B. an den Kundenadressen Interesse hat und das Geschäft in traditioneller Form unter anderem Namen fortführen will.
Geschäfte, wo Soll und Haben auf Dauer nicht übereinstimmen schaden immer allen. In unserem Fall sowohl den Charterkunden als auch den Mitarbeitern der Agentur, wie auch den konkurrierenden Agenturen, sowie letztlich auch den Flottenbetreibern selbst, die zumindest als Mitwisser unter dem Imageschaden der Branche leiden.